Reisebericht South Dakota
Als eingefleischter USA-Fan stand nun South Dakota auf meinem Reiseplan. Von Denver kommend fuhr ich auf kerzengeraden Strecken durch das Weide- und Farmland Nebraska, mit Stopps am Scotts Bluff National Monument sowie am Chimney Rock. Zu beiden Sehenswürdigkeiten führten die legendären Oregon und California Trails. Sehr informative Visitor Center und Ausstellungsstücke geben Einblicke in die spannende Geschichte dieser Siedlertrecks.
Spät abends kam ich dann in Hot Springs, South Dakota, an. Dieses Städtchen im südwestlichen Teil des Bundesstaates ist bekannt für seine heißen Quellen und wird auch als das Tor zu den Black Hills bezeichnet. Am nächsten Tag besuchte ich aber zuerst einmal die Ausgrabungsstätte "Mammoth Site of Hot Springs". Obwohl ich eigentlich nicht der absolute Dinosaurier-Fan bin, immerhin gibt es in Deutschland auch genügend Ausgrabungen und Museen, hat mich dieser Ort sehr fasziniert. Es ist kein Museum im herkömmlichen Stil, sondern die Besucher werden durch die überdachte Fundstätte von ca. 60 Mammuts geführt. Zum Teil liegen die Schädel und Knochen noch an derselben Stelle, wo sie gefunden wurden und man kann dem Ausgrabungspersonal bei der Arbeit zuschauen. Alles sehr informativ und gut aufgezogen!
Bei strahlendem Sonnenschein fuhr ich dann weiter zum Wind Cave National Park, im südöstlichen Teil der Black Hills. Die Black Hills Region ist ein Mittelgebirge mit vielen Seen, Wäldern und Wiesen. Es war und ist noch das Heilige Land der Lakota – Sioux. Allerdings teilten auch sie das Schicksal vieler anderer Stämme und wurden in Reservate fern ihrer Heimat verbannt. Der Wind Cave National Park ist neben dem berühmten Mount Rushmore National Memorial, Crazy Horse Memorial, Jewel Cave National Monument und dem Custer State Park eine der Hauptattraktionen in den Black Hills. Die Wind Cave Höhle zählt zu den längsten Höhlen der USA. Es gibt dort keine Stalagmiten oder Stalaktiten, aber wabenförmige Gebilde in den Decken, die Boxwork genannt werden. Die Höhle kann man nur im Rahmen einer ca. 75 minütigen Tour besichtigen.
Weiter ging es dann durch eine wunderschöne Wald- und Wiesenlandschaft. Da ich im Juni unterwegs war, stand alles im satten Grün, dazu der klare, blaue Himmel und kleinere Büffelherden, die weideten und unzählige putzige Präriehunde! Einfach genial! Die Black Hills, vor allem Custer State Park ist reich an Tieren, vor allem Bisons / Büffel sind hier beheimatet.
Da ich ein passionierter Camper (Mietwagen und Zelt) bin, suchte ich mir nun einen Campingplatz. Ich bevorzuge immer Plätze in der Natur, also in State Parks oder Nationalparks. Obwohl ich mich in der Vorsaison befand, waren alle Campingplätze im Custer State Park voll. Dank der Hilfe einer sehr freundlichen Rangerin erfuhr ich von vereinzelten Plätzen und siehe da, am Central Lake bekam ich noch ein nettes Plätzchen direkt an einem Bach. Wie so oft verfügen diese Campgrounds meist nur über Plumpsklos; aber immerhin gab es am See Duschen. Welch Luxus! Mittags fuhr ich dann zum berühmten Mount Rushmore.
Auf dem Weg dorthin wurde ich von einer großen Schlange mit einer sehr schönen Zeichnung ausgebremst. Sie lag mitten auf der kleinen Straße. Und es war nicht die letzte Schlange während meines Urlaubes. Aber da ich diese Tiere faszinierend finde, fragte ich bei der nächstbesten Möglichkeit die Ranger nach dessen Art. Es war eine ungiftige Bullsnake, auf Deutsch wohl eine „Bullenschlange“. Wunderschöne Tiere, und das meine ich Ernst!
Weiter folgte ich einer serpentinenreichen Straße tief in die Black Hills. Die Straße wand sich in Schleifen, Brücken und einspurigen Tunnels in die Höhe (für Campmobile nicht geeignet; hierfür gibt es alternative Strecken). Landschaftlich eine Mischung aus schwäbischer Alb und Schwarzwald (man merkt, ich komme aus dem Süden Deutschlands). Auf dem Pass angekommen gab es einen sehr schönen Aussichtspunkt. Mein Ziel an diesem Nachmittag, Mount Rushmore, ist eine Pilgerstätte für jeden amerikanischen Staatsbürger. Dort sind die Porträtköpfe der früheren Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln im Felsen verewigt. Von der Ruhe der Natur kommend, fand ich mich dann plötzlich wieder in einem Pulk von vielen, vielen Menschen. Aber wie ich immer sage: wir sind ja alle Touristen. Das Monument ist hübsch aufbereitet. Mit einer sehr langen Allee gesäumt von den Flaggen der US-Bundesstaaten. Die Felsköpfe der Präsidenten sind ca. 20 Meter hoch. Es gibt einen netten "Presidential Trail", den ich auch gelaufen bin und der die Besucher sehr nah an die Skulpturen bringt. Natürlich gibt es auf dem Gelände auch noch viele weiter Informationen zur Entstehung und Geschichte von Mount Rushmore.
Es muss jedoch nicht explizit erwähnt werden, dass die Lakota-Sioux alles andere als Begeistert von diesem Monument sind. Über das kleine Touristenörtchen Keystone bin ich dann zu meinem Campground zurückgefahren.
Am nächsten Morgen gönnte ich mir ein Frühstück in Custer, ein weiteres nettes Städtchen der Region. Gestärkt mit Eggs & Bacon besuchte ich dann das zweite große Höhlensystem in den Black Hills: die Jewel Cave. Diese Höhle ist scheinbar die drittgrößte Höhle der Welt. Ich nahm wieder an einer Tour teil, die mit einer Fahrt mit dem Fahrstuhl in die Tiefen der Höhle begann. Jewel Cave und Wind Cave besitzen einen sehr unterschiedlichen Charakter und bis heute ist dies ein Rätsel, da beide Höhlen wohl zur gleichen Zeit und auf dieselbe Weise entstanden sind. Außerdem wird vermutet, dass es eine Verbindung zwischen diesen beiden Höhlen gibt. In der Jewel Cave ist die Luftfeuchtigkeit wesentlich höher und daher trifft man nun auch auf Stalaktiten und Stalagmiten.
Mein nächstes Ziel war das Crazy Horse Memorial. Eine weiteres kolossales Monument; ein Pendant zu Mount Rushmore, aber noch viel größer! Crazy Horse war ein berühmter Oglala-Lakota-Häuptling. Obwohl dieses Projekt von einem Sioux-Häuptling ins Leben gerufen wurde und nur aus Spenden und einer Foundation finanziert wird, stehen viele Lakota-Sioux dem Projekt kritisch gegenüber, da auch dieses eine Entweihung der Black Hills bedeutet. Das Monument soll einmal Crazy Horse mit ausgestrecktem Arm auf seinem Pferd sitzend darstellen. Bislang ist nur das Gesicht fertig gestellt und es wird mindestens noch 100 Jahre dauern, bis alles fertig ist. Übrigens wird allein der Pferdekopf so groß sein wie die vier Präsidentenköpfe von Mount Rushmore zusammen. Erneut musste ich über den Eifer, Hingabe und Hartnäckigkeit des Erbauers staunen. Ein Pionier hat mit diesem Mammutprojekt angefangen und seine Familie führt nun das gewaltige Projekt weiter. Es soll einmal 195 Meter lang und 172 Meter hoch werden. Zurück im Custer State Park fuhr ich dann den 18 Meilen langen Wildlife Loop. Große Büffelherden, Antilopen, Rotwild und wilde Esel kreuzten meinen Weg. Auch ansonsten traf man auf den Straßen im Park immer wieder auf am Straßenrand grasende Büffel, Rehe und Dickhornschafe und natürlich auch auf die flinken Streifenhörnchen.
Für den nächsten Tag plante ich einen Ausflug zum Badlands National Park (das Ben Reifel Visitor Center liegt ca. 90 Fahrminuten vom Custer State Park entfernt).
Obwohl ich bei strahlendem Sonnenschein losgefahren bin, begrüßte mich in den Badlands eine rabenschwarze Wolkendecke. Es windete stark, regnete zum Glück aber nicht. Dennoch herrschte eine etwas unheimliche Atmosphäre, passend zum Park. Eine Mondlandschaft mit von Wasser und Wind geformten Canyons und Skulpturen, umgeben von saftigen Grasflächen. Ich lief die kurzen Cliff Shelf Nature Trail, Window Trail und Door Trail ab und fuhr dann zum Loop, der mich zur berühmten Wall führte. Die Sonne kam zurück und ich fuhr alle View Points an. Ich fand das Zusammenspiel der bizarren Felslandschaft und der saftigen grünen Graslandschaft faszinierend. Auch hier fanden sich wieder Büffel, Prairiehunde, Dickhornschafe und auch wieder eine Bull Snake.
Zurück fuhr ich dann über das Dörfchen Wall, wo es wohl den größten und kuriosesten Drug Store der USA gibt - in The Wall findet man Restaurants, Saloons, Läden und unzählige Souvenirshops. Nach einer Nacht mit Gewitter packte ich nun mein Zelt zusammen und verabschiedete mich langsam von dieser wunderschönen Ecke.
Ich fuhr den Needles Highway, eine wirklich pittoreske und serpentinenreiche Parkstraße, wieder tiefer hinein in die Wälder und Berge der Black Hills, vorbei an bizarren Felsformationen. Auch für eine kleine Wanderung zu einigen Granitfelsen blieb noch Zeit. Am Sylvan Lake vorbei ging es dann nach Deadwood, eine Goldrausch- und Minenstadt im Western-Look. In der Historic Main Street mit den alten Fassaden gibt es noch genügend Saloons und Spielkasinos. Berühmte Bürger dieser Stadt waren der Revolverheld Wild Bill (nicht mit Buffalo Bill zu verwechseln), Calamity Jane und Sheriff Seth Bullock.
Dem landschaftlich wunderschönen Spearfish Canyon folgend, fuhr ich in Richtung des gleichnamigen Örtchens und von dort dann auf die I90 West, die mich dann nach Wyoming zum Devils Tower führte.
Fazit: Ich war und bin von South Dakota begeistert! Ich konnte leider nicht alles erkunden und entdecken, aber was ich sah, war faszinierend. Ein Muss für jeden Outdoorfan und Tierliebhaber und zudem mit viel Geschichte verbunden.